Faulenzen ist gut für Körper, Geist und Seele. Aber wissen wir eigentlich noch, wie das geht?
Wir befinden uns gerade mitten im zweiten Corona “Lockdown”, der natürlich kein richtiger Lockdown ist, sich aber manchmal so anfühlt. Schon im Frühjahr bescherte der erste “Lockdown” einigen von uns deutlich mehr Zeit und anderen deutlich weniger Zeit.
Auch die Medien waren voll von konträren Botschaften. War doch jetzt der perfekte Zeitpunkt, um endlich all die Dinge zu SCHAFFEN, zu denen wir sonst nicht kommen. Ausmisten, sich zuhause auf die Yogamatte schwingen, online eine neue Sprache lernen. Und gleichzeitig war der perfekte Zeitpunkt, um einfach mal NICHTS zu tun. Auf Pause zu drücken. Zu entschleunigen.
Mir gefällt letzteres gerade besonders gut. Nicht nur, weil die Wohnung ausgemistet ist und ich das mit der neuen Sprache schon aufgegeben habe. Nein, ich habe erkannt, wie wichtig es ist, auch mal nichts zu tun – und wie schwer es mir fällt.
Wie geht das eigentlich mit dem Nichtstun?
Einfach nichts tun. Das klingt fast unverschämt!
Ich würde behaupten, ich habe verlernt nichts zu tun und bin gerade erst wieder dabei, es zu lernen. Wenn ich es mal schaffe ein paar Minuten nichts zu tun, fällt mir erst auf, wie “on” ich sonst immer bin. Und wie schwer es mir fällt “off” zu switchen. Das war schon mal so. Damals, nach meinem Studium und anderthalb Jahren in meinem ersten Job, habe ich mir eine fünfmonatige Auszeit genommen und bin mit dem Auto durch Australien gereist.
Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als ich in die Wolken blickend im Sand lag und feststellte, dass ich endlich wieder Figuren in den Wolken sehe. Es fühlte sich an, als wäre meine Kreativität zurück gekehrt.
Warum es so wichtig ist, auch mal nichts zu tun
Aber nicht nur die Kreativität profitiert vom Nichtstun. Auch für die Gesundheit ist regelmäßige Ruhe eine wichtige Voraussetzung. Neue Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft belegen, dass unser Gehirn Zeiten der absoluten Ruhe braucht. Vernachlässigen wir dies, führt es zu Stress und Rastlosigkeit, was wiederum unserer Gesundheit schädigt. Außerdem gelingt es uns besser Entscheidungen zu treffen und uns mit unserer Intuition verbunden zu sein, wenn wir uns Auszeiten nehmen und in uns hinein hören.
Aber geht das auch hier? In Deutschland? Im November? Ich glaube schon. Wir müssen es uns nur erlauben.
Jeder kann nichts tun, aber nicht jeder erlaubt es sich
Angeblich muss man es sich ja erst verdienen, nichts zu tun. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Ich versuche das regelmäßig umzudrehen und gebe mich am liebsten direkt am Morgen dem Müßiggang hin. Am Morgen, nach noch nicht getaner Arbeit, das ist fortgeschrittenes Nichtstun. Doch versteh mich nicht falsch, auch das ist harte Arbeit. Denn nicht selten plagt mich ein schlechtes Gewissen dabei. Selbst wenn ich besonders früh aufstehe, um ganz gemütlich auf dem Sofa in den Tag zu starten, klopft regelmäßig meine To Do Liste an.
Nichtstun passiert nicht einfach so nebenbei, es erfordert Aufmerksamkeit.
Photo Credit: Patrick Perkins
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